
Beginnen wir mit dem kurzen Draufblick im Open-C. Klingt immer nach Vitaminen, kommt aber vor allem wegen der "Großen" in B, A und Masters oft ein bisschen kurz. Nicht bei uns. Wer durch den Turniersaal marschiert, muss die Schiedsrichter nicht darauf hinweisen, dass der eindrucksvoll spielende Lutz Krajinski zu weit hinten sitze; wegen seiner geschilderten Besonderheiten benötigt er einfach ein bisschen mehr Platz als andere, deshalb hat er einen festen Tisch. Dein Tisch zum Beispiel wechselt ja immer, mal Eins, mal Zwei, dann wieder Eins ... Es ist fies, gemein und ungerecht und es bleibt (hoffentlich) ungerächt, dass wir die Damen immer ein bisschen mehr als die Herren beachten. Wären sie nicht da, säßen die jüngsten oder die ältesten Spieler an ihrer Stelle im Focus. So ist das nun mal. Isabel Neumann aus Grimma jedenfalls ist momentan zusammen mit Julia Halas (Leipzig) und Kar Yan Wong (Dresden) geteilte Vierte bis Achte. Vielleicht geht bei ihren je 5,5 pt. ja auch noch etwas in die obere Richtung, die Reiter ... die drei Spitzenreiter (tut das nicht weh?) haben ja auch "nur" 6,0 pt. An der Spitze befindet sich 2x Dresden, 1x Erfurt. Die Region triumphiert. Im Open-C stehen wir spannungsfiebernd gleich bei drei Spielern neben dem Brett, die mit 6,0 Punkten in die Schlussgerade laufen. Der von den sehr wohl fachkundigen und vor allem brillant formulierenden Katrin Koch und Ingrid Schulz zu Recht hervorgehobene Lutz Krajinski ist unter ihnen. - Und hier eine Voraussage, wer das Turnier gewinnen wird : ... Ja, das hättest Du wohl gern ... "Wenn die da hinten nun gar keine Chance mehr auf einen Platz hier vorne haben, warum spielen die dann überhaupt noch weiter?" fragte mich eine Passantin. Schachspielerin wird sie ja wohl nicht gewesen sein. Weil das hier Sport ist! Weil das Benehmen im Turniersaal mit Respekt vor dem Schachfreund (und vor sich selbst) zu tun hat – und weil Schach einfach Spaß macht, egal wie wenig Punkte sich bisher auf der Tabelle angesammelt haben. Und dennoch: Wir freuen uns über jeden, der bis zum Ende am Brett alles gibt (manchmal auch Turm und Dame) und selbstverständlich auch an der Ehrung der Sieger teilnimmt, um den Sportfreunden Respekt für deren Leistung zu zeigen. Die freuen sich darüber, ganz bestimmt!
Das Open-B müsste eigentlich Open-S heißen. "S" für "sensationell" (zur besseren Wirkung muss man das wie damals Rudi Carrell aussprechen: "sensaschjonälll"). Hier spielen am ERSTEN Brett in der LETZTEN Runde der an 17 gesetzte Eric Sauer und der an 12 gesetzte Stephan Baumann. Sensaschjonälll. Beide haben 6,5 Punkte, was nach 8 Runden sehr viel ist, aber die starken Jungs dahinter sind Guntram Ledfuß und Peter Abdurachimow, beide mit 6,0 Punkten. Die letzte Runde eines großen Turniers ist nun mal spannend. Im Open-B interessierte uns immer auch das "Schicksal" der Schweriner Klinge-Zwillinge Sabina (Elo 1741) und Alexandra (Elo 1748). Letztere hat 2,5 pt., wurde bereits dadurch "geadelt", dass Alexandra Kline auch schon für die berühmten Mädels aus Friedberg spielte. Die Rating-Kurve beider Schwestern ist seit Beginn der Aufzeichnungen beängstigend aufsteigend. Wäre es eine Fieber-Kurve, käme der Onkel Doktor ums Eck gesprungen. So aber kommt wohl bald öfter mal der Turnierdirektor. Zur Preisverleihung. Aber, bleiben wir am Boden: Hier in Dresden war's noch nicht der große Wurf. Der kommt noch. Das trifft auch auf die Dresdnerin Ngoc Han Julia Bui zu, die ihr unbestrittenes Talent bereits bei der DSAM aufblitzen ließ, aber hier in der Heimat sozusagen Ladehemmung hatte. Völlig normal, so was kennt die Kickertruppe vom Dynamo ja auch. Sprudelnder Quell Dresdner Freude ist aber Olena Kosovska, Grün-Weiß Dresden, Frauen-Regionalliga (es gibt im deutschen Schach noch keine Frauen-Ober- oder Landesliga, jedenfalls nicht überall. Die Regio ist damit die zweithöchste Liga), 2014 sechs aus neun in einem Turnier namens ZMDI Open-C, fünf aus acht Bezirksklasse Dresden, ... ja, hatte die Kostenjuk etwa bessere Resultate? Noch besser machte es bisher Marie-Helen Herbrig aus Bautzen. 4,5 Punkte, ein jetzt schon schönes Turnier – und das Beste kommt ja vielleicht sogar noch! Und wer sich an den ersten Artikel zum Turnier erinnert (ja, tue ich), der kennt auch den Namen Selina Moses (DWZ 1859); die noch sehr junge Dame aus Coswig hat 5,5 Punkte, ist damit geteilte Fünfte. Im Fußball gab's vom DFB für die Kicker-Damen einmal ein (abscheuliches) Kaffee-Service ... ob wir das hier beim Schach so ähnlich machen werden? Meißen ist nicht weit, muss man befürchtend hinzu setzen.
Open-A: Zuerst kommt GM Dennis Wagner. Und danach kommt erst mal eine ganze Menge Russland. Erst in dem großen, schwer überschaubaren Feld ab Rang neun ist zumindest ein deutscher Verein neben dem Spieler-Namen verzeichnet. Schach ist eben (zum Glück!) international: Man wird ganz international auf h8 matt gesetzt. Heute geht's in der Spitze des Open-A mit einem wahren Hitchcock-Ende weiter: Vater und Sohn Zakhartsov haben 6,0 Punkte (nein: Nicht zusammen. - Jeder!), sind aber Teil der großmeisterlichen "Verfolgergruppe" mit Grigoriants, Gleizerov, Vorobiov und Ulybin vor der ebenfalls noch an die Fleischtöpfe drängenden Spielern mit 5,5 Punkten. Die in Dresden unter ihnen bekanntesten sind wohl Roven Vogel, Jens-Uwe Maiwald und der ein wunderbares Turnier spielende Erfurter Franz Bräuer. Der Bremer Thorben Koop, zuletzt hier in Dresden von Lev Gutman unterstützt, hat Weiß gegen WGM Petra Papp, die in diesem Jahr mit 4,5 aus 8 vielleicht nicht ganz so abschnitt wie es mancher getippt hatte, und die einen halben Zähler hinter ihrem Landsmann (darf man schon sagen: "Altmeister"?) Iván Faragó liegt. Der hat heuer Schwarz gegen den Richter. Nicht Kurt, nicht Thomas, es ist der an 50 gesetzte Leonard Richter. Stärkste Dame des Turniers ist ... hmm ... Moment mal ... Da muss man aber verflixt weit runter .... Vladimir ... Hans ... Franz ... alles nicht ... Es ist tatsächlich im Moment die schon erwähnte Petra Papp. Es tut mir Leid, die Frauen rangieren momentan ab Platz 42 (es ist ja noch eine Runde zu spielen!). Filiz Osmanodja auf 47, Alina Zahn 62., Josefine Heinemann 64., Larissa Schwarz 68. ... wir haben die Daumen anscheinend doch nicht genug gedrückt. Zu Beginn schrieben wir: "Der diesmal älteste Open-Teilnehmer Christoph Helbig ist Jahrgang 1933, der jüngste Dai Phan Tron erblickte 2007 die Schachwelt." Wie haben sie bisher gespielt? Der Altenberger Schachfreund Helbig hat in der C-Gruppe bisher 3,5 aus 8 geschossen; morgen noch rasch ein Sieg und die "magischen" 50% sind geschafft. Weil das bei den Damen mit dem Daumendrücken nicht so richtig gut geklappt hat, lassen wir das jetzt lieber. Der für den SV Dresden-Leuben spielende Dai Phan Trong ist zwar zur Zeit nur 45. von 50, hat aber gar nicht schlecht gespielt, denn die 2,5 Punkte kommen ja nicht von gar nichts. Helfen einem eigentlich Sätze wie "aller Anfang ist schwer" wirklich weiter?
Im Masters scheint Daniel Fridman seiner leichten Favoritenrolle gerecht werden zu können, denn der Dreipunkter führt mit einem halben Punkt Vorsprung vor Georg Meier. Zwei Zähler sammelten Matthias Blübaum und Rasmus Svane, einen halben weniger Falko Bindrich und im Hintergrund wartet Alexander Donchenko ("Hey!! Hier kommt Alex ...!" Da geht noch was für ihn!). Es ist ein kurzes Turnier, alles liegt dicht beieinander, logisch.