Kopfbild Dresdner Schachfestival e.V.
Dresdner Schachfestival e.V.

Betrachtungen einer Zuschauerin

P1130959Wieder ist die Hälfte eines Jahres vergangen und es gab einige Turniere, auf die man sich freuen und vorbereiten konnte – doch das ZMDI Open ist und bleibt das Highlight für die meisten Schachspieler und dies sogar weit über alle Grenzen hinaus. Ob Jung oder Alt, Anfänger oder Großmeister, alle Welt zieht es nach Dresden, um an diesem Turnier teilzunehmen. Ich begleite meinen Mann nun seit 2012 auf dieses Turnier und es ist jedes Jahr aufs Neue aufregend, spannend und auch interessant, die unterschiedlichsten Spieler und Partien stets neu zu entdecken. Schach bringt die Menschen zusammen, es werden Bekanntschaften geknüpft und man begegnet immer wieder bekannten Gesichtern und freut sich, dass man gemeinsam dieses Hobby teilen kann. Mich faszinieren die unglaubliche Disziplin und auch der Kampfgeist, welcher sich durch jede Runde zieht. Es spielt keine Rolle welche Wertzahl auf dem Namensschild steht oder ob man in Turnier A, B oder C vertreten ist. Jeder einzelne Spieler ist höchst konzentriert, bei jedem herrscht dieselbe Aufregung, dieselbe Freude und ja, auch das gehört dazu, derselbe Frust, wenn der ein oder andere Punkt nicht auf das eigene Konto ging. Man sieht die Spieler vor ihren Brettern sitzen, eine Uhr, ein Blatt Papier, doch was Schach alles ausmacht sieht man nicht ausschließlich am Brett. Wie viele Bücher gewälzt wurden, Partien analysiert wurden und unzählige Varianten ausgerechnet wurden, das alles wird nicht in den neun Runden erfasst.

P1130964

Die C-Gruppe ist auch dieses Jahr stark besetzt und es wird sehr um jeden Punkt gekämpft, das spürt man heute, in der 5. Runde, sehr. Ich habe sehr großen Respekt vor Lutz Krajinski, welcher bis heute jedes Spiel gewonnen hat. Mit einer endlosen Geduld wird jede Runde souverän bestritten und da ich als Zuschauer neben ihm sitze, darf ich die eine oder andere Partie auch aus nächster Nähe verfolgen. Als „Zuschauer“ fiebert man stets mit, wie oft erwischt man sich, dass man vor einem Brett steht und versucht die Partie aus Sicht der beiden Gegner beurteilen zu können. (Auch wenn man selbst die eine oder andere Turniererfahrung hatte, es wäre vermessen zu behaupten, dass man jede einzelne Stellung erörtern kann. Das überlasse ich sehr gern meinem Mann und auch, wenn ich meist diejenige bin, die ihren Punkt abgibt, nichts könnte mich davon abhalten, immer wieder mit ihm ein Spielchen zu wagen… aber bitte mit Weiß!) Natürlich bin auch ich nicht ganz objektiv, natürlich wünsche ich ihm einen Sieg ganz besonders und da er heute mit dem (wirklich sehr sympathischen) Spieler Fedor Mishin ein Spielchen am ersten Brett wagt, bin auch ich sehr aufgeregt und es zieht mich immer wieder an dieses Brett…

Uhlmann KrajinskiAbschließend lässt sich sagen, dass noch nichts entschieden ist, egal in welcher Gruppe, die fünfte Runde kann ein paar Tendenzen zeigen, aber noch keine abschließenden Ergebnisse liefern, also bleibt im Endeffekt das, was jedes Turnier bleibt: Positives Denken, Analysieren, nicht aufgeben, stets aufstehen und vor allem: Ran ans Brett! In diesem Sinne wünsche ich allen Spielern ein erfolgreiches und spannendes Turnier!

(Katrin Koch)

 

Ingrid Schulz aus unserem Team Öffentlichkeitsarbeit konnte heute ein ausführliches Gespräch mit Lutz Krajinski führen. Das Gespräch fand mit Hilfe seines Betreuers Gottfried Preising statt. Lutz Krajinski führt nach der 5. Runde die Gruppe C mit 4 ½ Punkten an. Heute traf er auf Rico Koch (den Mann unserer Gastautorin Katrin Koch) – die beiden trennten sich remis. Lesen Sie hier die Zusammenfassung des Gesprächs von Ingrid Schulz:

Lutz Krajinski wurde 1961 mit einer spastischen Lähmung geboren, die ihm kontrollierte Bewegungen und das Sprechen sehr schwer machen. Als er als Kind im Internat der Polytechnischen Oberschule Wernigerode lebte, lernt er mit ca. 10 Jahren das Schachspielen. Er benutzt neben dem Schachbrett ein kleines Schachbrett, auf dem zwei Mühlsteine liegen. Mit diesen zeigt Lutz Krajinski an, wohin sein Gegner die Schachfiguren für ihn ziehen soll. Die Uhr drückt er dann selbst. Am Schachspielen findet er es besonders schön, dass es hier kein Mitleid gibt sondern er ein ganz gleichberechtigter Schachgegner ist. Er meint, dass besonders Kinder am Schachbrett einen normalen Umgang mit behinderten Menschen lernen. Lutz fährt mit seinem Betreuer zu Schachturnieren nach Malta, Marienbad, Liberec, an den Tegernsee und jetzt eben nach Dresden. Neben Schach ist Radfahren mit einem dreirädrigen Fahrrad seine große Leidenschaft. Gelernt hat er es mit 25 Jahren und es ermöglicht ihm eine ungeheure Bewegungsfreiheit. 2012 fuhren Lutz und sein Betreuer von Erfurt über Rom nach Malta zu einem Schachturnier – und wieder zurück. Insgesamt 6.000 Kilometer mit dem Fahrrad. Unter www.velo-pilgertour.eu findet man Berichte und Fotos dieser besonderen Radtour.

Brett KrajinskiFahrrad KrajinskiKrajinski Koch

Wir bedanken uns bei Katrin Koch für den sehr persönlichen Beitrag und wünschen Lutz Krajinski weiterhin viel Mut und Erfolg für alle seine weiteren Unternehmungen!

Zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 20. August 2015 16:42
 
 

Sponsoren & Partner